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Nach G. W. Schinkels Geschichte von Sieversdorf (Neuruppin, 1875) war Gülitz schon 1491 wüst: das heutige Gülitz, früher Schnakenwinkel und Lothstege, wurde 1774 auf der wüsten Feldmark durch Friedrich den Großen angelegt. Doch hat sich in Sieversdorf eine Sage erhalten, nach der Gülitz erst durch

den Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sei. Ein Prediger in Sieversdorf hat

darüber nach Schinkel (S. 62 f.) folgendes niedergeschrieben:

"Die ältesten Männer erzählen, daß vor dem Dreißigjährigen Kriege Sieversdorf

aus zwei Dörfern, Klein-Sieversdorf und Groß-Gülitz, bestanden habe. Groß-Gülitz stand auf den Bergen, die zwischen dem jetzigen Brenkendof und Klein-Derschau liegen. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges vergruben die Groß-Gülitzer ihre Glocken zwischen ihrem Ort und Rhioew, aus Furcht, die Österreicher wurden sie ihnen nehmen, Weil viel Silber darin enthalten war. Die Rhinower erfuhren dies etwa zehn Jahre danach und gruben die Glocken

zur Nachtzeit aus. Die Gülitzer forderten ihr Eigentum zurück; es kam zum Prozeß, und die hohe Behörde entschied, es sollten zwei Männer von Rhinow und zwei von Gülitz zu ein und derselben Stunde und Minute abgehen, und wer zuerst an die Stelle käme, wo die Glocken vergraben gewesen waren, dem sollten sie gehören. Die Rhinower waren listig. Sie bestellten einige, die unterwegs den Gülitzern begegnen mußten. Sie streckten den Ankommenden jedesmal einen Krug Branntwein entgegen, hielten sie damit auf, machten sie betrunken, und die Rhienower Läufer kamen zuerst an den bestimmten Ort. Sie behielten die Glocken, und es sollen dieselben sein, die sie heute noch haben."

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887